Die Soup-erheld:Innen vom Canisibus
Heute steht mein Social Active Day an, ein Tag, der nicht wie gewohnt vor dem Laptop stattfindet, sondern an dem man sich aktiv sozial engagieren kann. Bereits seit 2011 packen motivierte Kolleg:innen aus Österreich und 20 weiteren Ländern unserer Unternehmensgruppe mit an und zaubern Hilfsbedürftigen ein Lächeln ins Gesicht. Aus einer vielfältigen Angebotspalette von Pflegeheimen, Obdachloseninitiativen und diversen Betreuungseinrichtungen wählt man ein Projekt und kann sich dort nützlich machen. Dieses Jahr entscheide ich mich für den Canisibus, eine Initiative der Caritas, die seit 25 Jahren täglich bis zu 400 Bedürftige mit warmer Suppe versorgt. Voller Vorfreude habe ich auch meinen Kollegen Simon angemeldet, der ebenfalls gespannt ist, was uns erwartet.
Die Küchenschlacht
Am späteren Nachmittag finden wir uns beide im Quartier der Caritas im 16. Bezirk ein, werden herzlich willkommen geheißen und einen Stock tiefer in die Küche gebracht. Als ich den überdimensionalen Kochtopf entdecke, ist mir klar, dass ich heute doch etwas mehr Gemüse schneiden werde, als ich gewohnt bin. Simon und ich schlüpfen in die weißen Schutzanzüge und setzen uns die Haarnetze auf. Wir nehmen unsere Arbeitsplätze ein, er bei den Zwiebeln – worüber ich sehr dankbar bin – und ich widme mich dem Sellerie. Nach und nach entsteht unter der Leitung von Küchenchef Kaspar, der uns erzählt, dass 70 % der Produkte durch Spenden finanziert werden, eine richtig leckere Suppe, die zum Schluss in große Behälter abgefüllt wird, um sie warm zu halten bis wir sie zu den Ausgabestellen befördern.
Nun geht es eigentlich erst richtig los. Wir werden für die Route Meidlinger Bahnhof-Hauptbahnhof-Karlsplatz-Westbahnhof eingeteilt. Ich bin etwas nervös, wie es an diesen Brennpunkten wohl zugeht. Simon und ich nehmen im Bus Platz und kommen sofort mit den beiden ehrenamtlichen Helfern, Kathi und Matthias, in ein nettes Gespräch. Beide sind hauptberuflich Sonderpädagog:innen und sind seit vielen Jahren jeden Donnerstag bis spät in die Nacht mit dem Canisibus unterwegs. Ich bin schwer beeindruckt von ihrem Engagement, denn ohne die Hilfe der insgesamt rund 150 Freiweilligen, die dies unentgeltlich ihre Freizeit tun, wäre diese Projekt gar nicht möglich.
Gute Fahrt!
Wir kommen bei der ersten Station unserer Tour an und schauen genau zu, wie Kathi und Matthias blitzschnell den Tisch aufbauen und darauf Suppe und Brot platzieren. Jeder Handgriff sitzt, was wichtig ist, denn wir werden schon erwartet. Rund 30 Hilfsbedürftige stehen pünktlich zur Suppenausgabe bereit und reihen sich geduldig zu einer Menschenschlange. Ich bin beeindruckt, wie gesittet sie sich verhalten und wie freundlich sich alle bei uns bedanken, als sie ihre Mahlzeit erhalten. Heute gibt es auch Schokolade, die ich ausgeben darf und sichere mir bei der Übergabe jedes Mal erneut ein Lächeln, denn darüber freuen sich alle. Ein schönes Gefühl kommt in mir auf, es macht glücklich, anderen eine kleine Freude zu bereiten – ganz besonders jenen, die sonst nicht viel zu lachen haben. Als wir beim Westbahnhof ankommen, ist es mittlerweile bitterkalt und bereits 22:00 Uhr. Wie dankbar ich dafür sein kann, ein warmes Zuhause zu haben, wird mir erst jetzt so richtig bewusst.
Als wir uns später von Kathi und Matthias verabschieden, sind wir uns einig, dass das nicht unser letzter Einsatz mit den beiden war. Ich habe großen Respekt vor diesen Superhelden, die Woche für Woche ihre Zeit damit verbringen anderen zu helfen. Eine Fahrt mit dem Canisibus zur Unterstützung dieser wichtigen Initiative kann ich jedenfalls wärmstens empfehlen.