Die Geschichte der Vienna Insurance Group
Die VIG ist Teil einer jahrhundertelangen Entwicklung einer Gruppe mit Tradition und Kompetenz in der finanziellen Absicherung von Risiken. Sie hat sich erfolgreich von einer österreichischen zu einer international tätigen Versicherungsgruppe mit Fokus auf Zentral- und Osteuropa entwickelt.
Das Entstehen der Gruppe in der Habsburgermonarchie ab 1824
Die Wurzeln der Gruppe reichen ins Jahr 1824 zurück. Mit 24. Dezember 1824 wurde die „Wechselseitige k.k. privilegierte Brandschaden Versicherungs-Anstalt“ und damit die erste von drei Vorläufergesellschaften gegründet, aus denen die heutige Gruppe entstanden ist. Wirtschaftlich war diese Periode der Habsburgermonarchie von der beginnenden Industrialisierung geprägt. Das Versicherungswesen steckte in den Kinderschuhen, erlebte aber bereits einen ersten Gründerboom. Der Fokus wurde wegen der weit verbreiteten Holzbauweise zunächst auf die Feuerversicherung gelegt.
Gründer der ersten Vorläufergesellschaft war Georg Ritter von Högelmüller, ein Offizier der kaiserlichen Armee. Er wollte die Idee einer Feuerversicherungsanstalt, die er aus dem Königreich Sachsen kannte, nach Österreich übertragen. Nach langen Schwierigkeiten – die ersten Vorschläge hatte er bereits 1803 den Ständen einzelner Kronländer unterbreitet – bekam er 1824 die Betriebsgenehmigung für die „Wechselseitige“, wie die Gesellschaft bald genannt wurde. An der Gründung der „Wechselseitigen“ waren 364 Persönlichkeiten aus Adel, Industrie und Klerus beteiligt, unter anderem der Fürsterzbischof von Wien sowie der Administrator des Erzbistums Salzburg. Damit ware der Grundstein der heute noch bestehenden guten Beziehungen zwischen der Vienna Insurance Group und der katholischen Kirche gelegt.
Im Jahr 1839 nahm die zweite Vorläufergesellschaft der Gruppe, die „Allgemeine wechselseitige Capitalien- und Rentenversicherungsanstalt“, in Wien ihre Geschäftstätigkeit auf. Gegründet wurde die erste österreichische Lebensversicherung vom Mathematikprofessor Josef Salomon. Später wurde die Gesellschaft in „Janus wechselseitige Lebensversicherungs-Anstalt“ umbenannt. Die Gesellschaft etablierte sich Mitte der 60er Jahre des 19. Jahrhunderts in allen Regionen der Monarchie. Es wurden auch in einigen deutschen Fürstentümern Niederlassungen errichtet, unter anderem gab es eine Filiale in Berlin.
1898 entstand die dritte Vorläufergesellschaft unter dem Namen „Städtische Kaiser Franz Joseph-Jubiläums-Lebens- und Renten-Versicherungs-Anstalt“. Der Anlass für die Gründung war das 50-jährige Regierungsjubiläum von Kaiser Franz Joseph. Dazu setzte Wien als Reichshaupt- und Residenzstadt einige Maßnahmen um, darunter auch die Errichtung einer städtischen Vorsorgeanstalt. Am 1. Dezember 1898 fand im Wiener Rathaus die feierliche Eröffnung der „Städtischen“ statt. Seinen Sitz hatte das Unternehmen, das seine Tätigkeit bald auch auf die Bundesländer ausweitete, im Haus des Bürgerspitalfonds am Schottenring 30 in der Wiener Innenstadt. 1914 übersiedelte die Versicherung in ein neu erbautes Haus in den Tuchlauben in der Wiener Innenstadt. Ziel des Unternehmens war vor allem, einkommensschwachen Bürger:innen Lebens- und Rentenversicherungsverträge anzubieten. Das Unternehmen war auch in die kommunale Fürsorgepolitik eingebunden.
Der Weg zur Fusion in der ersten Republik Österreichs
Nach dem Zerfall der Donaumonarchie und der Gründung der Republik Österreich wurde 1919 die „Städtische Kaiser Franz Joseph-Jubiläums-Lebens- und Renten-Versicherungs-Anstalt“ in „Gemeinde Wien – Städtische Versicherungsanstalt“ umbenannt. Schrittweise wurde das Geschäftsfeld auf alle Versicherungssparten erweitert, unter anderem 1929 durch die Übernahme eines Aktienpakets der „Union Versicherungs-Aktiengesellschaft“ und der Übernahme der Verwaltung der „Wechselseitigen Krankenversicherungsanstalt“ im Jahr 1935. 1924 wurden die beiden anderen Vorläufergesellschaften zur „Wechselseitigen Brandschaden und Janus allgemeine Versicherungs-Anstalt auf Gegenseitigkeit“ vereinigt. Damit hatten sich ein führendes Feuer- und ein führendes Lebensversicherungsunternehmen zu einem leistungsfähigen großen Universalversicherer verbunden.1938 erfolgte schließlich die Fusion aller Vorläufergesellschaften zu einer Gesellschaft.
Nationalsozialismus und Wiederaufbau
Der Zusammenbruch der österreichischen Wirtschaft im Zuge des Zweiten Weltkrieges brachte die „Wiener Städtische“ an den Rand des Ruins. Durch Bombentreffer wurden die beiden Bürogebäude der Versicherung am Kärntner Ring völlig zerstört, wertvolles Inventar und Aktenmaterial wurde vernichtet. Im April 1945 fiel auch das Unternehmensarchiv den Flammen zum Opfer. Nach Kriegsende begann eine kleine Gruppe von Mitarbeiter:innen mit dem Wiederaufbau. Zwei Jahre später, 1947, nahm das Unternehmen den Namen „Wiener Städtische Wechselseitige Versicherungsanstalt“ an.
Der Firmensitz der Wiener Städtischen befand sich in dieser Phase des Wiederaufbaus zunächst in den Tuchlauben der Wiener Innenstadt, doch die dortigen Räumlichkeiten erwiesen sich für das wachsende Unternehmen schnell als zu klein. 1952 wurde der Architekt Erich Boltenstern mit der Errichtung eines modernen Bürohauses beauftragt.
Am angepeilten Standort an der Ecke Schottenring/Kai hatte lange das sogenannte Bürgerspitalfondshaus gestanden, das gegen Ende des Zweiten Weltkrieges völlig zerstört und noch im Jahr 1945 abgetragen wurde. Der Ringturm wurde somit genau an derselben Stelle gebaut, an der vorher die Vorläufergesellschaft der Vienna Insurance Group, die „Städtische Kaiser Franz Joseph-Jubiläums-Lebens- und Renten-Versicherungs-Anstalt“, ihren ersten Firmensitz hatte. Am 1. Juni 1953 war Baubeginn und bereits am 14. Juni 1955 fand die feierliche Eröffnung des Ringturms statt. Die Eröffnung fand nur knapp einen Monat nach Unterzeichnung des Staatsvertrages und der wiedererlangten Souveränität Österreichs statt. Der Ringturm wurde somit zum Symbol für den beendeten Wiederaufbau und den Aufstieg Wiens zur Weltstadt und zum neuen Wahrzeichen der Stadt.
„Wirtschaftswunder“ verändert Absicherungsbedürfnisse
Vom wirtschaftlichen Aufstieg Österreichs nach dem Staatsvertrag konnte die Versicherungsbranche besonders stark profitieren. 1958 gaben die Österreicher:innen pro Kopf rund 30 Euro im Jahr für Versicherungen aus, heute sind es rund 2.000 Euro im Jahr. Mit der wirtschaftlichen Aufwärtsentwicklung und dem „Wirtschaftswunder“ der 1950er und 1960er Jahre stieg der Wohlstand der Bevölkerung. Damit veränderte sich auch die Bedeutung der einzelnen Versicherungssparten. Hatte bis in den ersten Nachkriegsjahren noch die Feuer- und Sturmversicherung Priorität, so rückte nun die Absicherung der neu geschaffenen Werte in den Vordergrund. 1965 brachte die Wiener Städtische die erste umfassende Haushalts- und Eigenheimversicherung auf den Markt.
Eine der wichtigsten Veränderungen auf dem Versicherungsmarkt betraf die Autohaftpflichtversicherung. Bereits 1929 war die Kfz-Haftpflichtversicherung in Österreich als Pflichtversicherung eingeführt worden. Mit der zunehmenden Motorisierung wurde sie in der Nachkriegszeit dann schnell zur dominierenden Sparte. Bereits 1963 gewährte die Wiener Städtische jenen Versicherten, die seit 1960 ununterbrochen bei ihr versichert gewesen waren und in den beiden Jahren zuvor keinen Unfall verschuldet hatten, einen zehnprozentigen Bonus auf die Jahresprämie. Mit dieser innovativen Idee war die Versicherung ihrer Zeit und der Konkurrenz weit voraus. Erst im August 1977 wurde österreichweit das bis heute gültige Bonus-Malus-System für alle Kfz-Versicherten eingeführt. Lange Zeit waren die Prämien in der Kfz-Haftpflicht staatlich geregelt. Erst im Jahr 1987 wurde diese Sparte liberalisiert.
Eine andere wichtige Veränderung betraf die Krankenversicherung. Seit 1956 garantiert in Österreich das – seither in regelmäßigen Abständen novellierte – Allgemeine Sozialversicherungsgesetz (ASVG) allen Dienstnehmer:innen eine einheitliche Krankenversicherung. Die private Versicherungswirtschaft hatte deshalb zunächst kräftige Einbußen befürchtet, wider Erwarten boomte aber die private Zusatzversicherung.
Die Lebensversicherung führte in den 1960er Jahren noch ein Schattendasein. Die Ausnahme waren Risikoversicherungen bei der Aufnahme von Krediten sowie Polizzen zur Abdeckung von Begräbniskosten. Der Durchbruch gelang der Lebensversicherung in Österreich erst, als für diese Versicherungsform steuerliche Begünstigungen eingeführt wurden. Die Diskussionen um die Finanzierung der staatlichen Pensionsversicherung, die sich seit den 1970er und 80er Jahren abzeichnete, gab der Sparte dann weiteren Auftrieb.
Erste Expansionsschritte und Start der Mehrmarkenstrategie
In den 1960er Jahren wurden die ersten Expansionsschritte in Österreich gesetzt. Im Jahr 1964 schloss die Wiener Städtische einen Kooperationsvertrag mit dem Lebensversicherer „Jupiter“. 1966 wurden 40% der Aktien der „Österreichischen Volksfürsorge AG“ erworben. 1971 wurde die Aktienmehrheit der „Donau Versicherung“ erworben, die bereits 1867 gegründet wurde. Mit der Führung der Donau als zweite Marke in Österreich wurde der Grundstein für die lokale Mehrmarkenstrategie gesetzt, die von der Gruppe seither erfolgreich verfolgt wird.
Expansion nach Zentral- und Osteuropa
Wir wollten früh in diese Märkte gehen, weil wir dort Riesenchancen sahen, aber dabei kein zu großes Risiko eingehen. Wir wussten nicht, wie es dort wirtschaftspolitisch und rechtlich weitergehen wird und ob sich die Demokratie in den ehemals kommunistischen Staaten tatsächlich durchsetzen würde.
Der Fall des „Eisernen Vorhangs“ und die Folgebewegungen brachten eine allgemeine Aufbruchstimmung. Die geografische Lage Österreichs als Schnittstelle zwischen West- und Osteuropa erwies sich als Startvorteil für Österreich zur Expansion in neue Märkte, den viele österreichische Unternehmen nutzten. Die VIG-Gruppe war eine der ersten westeuropäischen Versicherungen, die diese Chance wahrnahm. Ende Oktober 1990 beteiligte sich die Wiener Städtische mit 15,4 Mio. Schilling, knapp EUR 1,15 Mio., an der Gründung der damaligen tschechoslowakischen Genossenschaftsversicherung Kooperativa in Bratislava. Damit war der Startschuss für die Expansion in die Länder des ehemaligen Ostblocks gefallen. Die „Kooperativa“ war die erste private Versicherungsgesellschaft in den Reformstaaten, die sich von Beginn an sehr gut entwickelte.
Schritt für Schritt wurde in weitere Länder der CEE-Region expandiert. Von 1996 bis 1999 erfolgte der Einstieg in den ungarischen, polnischen und kroatischen Versicherungsmarkt. Im Laufe der anschließenden Jahre folgten erfolgreiche Markteintritte in Rumänien, Weißrussland, Bulgarien, Serbien, Slowenien, der Ukraine und Georgien. Im Jahr 2007 baute die Vienna Insurance Group ihre geografische Präsenz weiter aus. Nach dem Einstieg in die Versicherungsmärkte Albanien, Mazedonien und Türkei wurde die Vienna Insurance Group auch in den drei EU-Ländern Estland, Lettland und Litauen aktiv. Später folgten Montenegro, Bosnien-Herzegowina sowie 2014 zuletzt Moldau.
Börsenoffensive 2004
Im Jahr 1992 wurde der Versicherungsbetrieb der Wiener Städtischen in eine Aktiengesellschaft eingebracht. Dies stellte einen wichtigen Schritt zur Vorbereitung des geplanten Gangs an die Börse dar. Der Wiener Städtische Versicherungsverein blieb als Hauptaktionär bestehen, und beschränkte sich auf die Vermögensverwaltung der Gruppe.
Für den internationalen Kapitalmarkt war die Vienna Insurance Group bis 1994 ein unbeschriebenes Blatt. Im Oktober 1994 erfolgte mit der Wiener Städtischen der Sprung an die Wiener Börse. Es gab keine Stamm-, sondern nur Vorzugsaktien und der Streubesitz lag bei bescheidenen 11%.
Zehn Jahre später, im Jahr 2004, wurde eine große Börsenoffensive gestartet. Bereits erfolgreich in Zentral- und Osteuropa etabliert, erfolgte die Öffnung gegenüber dem internationalen Kapitalmarkt, um die notwendigen Mittel für das weitere Wachstum zu sichern. Zur Vorbereitung auf die Kapitalerhöhung wurden die bei Anlegern unbeliebten Vorzugsaktien in Stammaktien umgewandelt. Die Aktie wurde gesplittet, im September 2005 rückte sie in den ATX, den Leitindex der Wiener Börse, auf und ist seither ohne Unterbrechung im ATX gelistet. Seit dem Jahr 2008 wird die VIG-Aktie auch an der Prager und seit November 2022 auch an der Budapester Börse gehandelt.
Einführung der Dachmarke „Vienna Insurance Group“
Anfang 2006 wurde die Dachmarke „Vienna Insurance Group“ eingeführt. Damit soll die Zusammengehörigkeit der Versicherungsgesellschaften der VIG-Gruppe betont werden. Die Gesellschaften treten seither am lokalen Markt mit den dort bereits etablierten Marken (Vornamen) auf und führen alle „Vienna Insurance Group“ als ihren Familiennamen.
Kooperation mit der Erste Group und Erwerb der Versicherungsaktivitäten
Die Zusammenarbeit zwischen Vienna Insurance Group und der Erste Group begann 2003 in der Slowakei und wurde 2005 um die Tschechische Republik und Kroatien erweitert. 2008 erwarb die Vienna Insurance Group für 1,45 Milliarden Euro die gesamten Versicherungsaktivitäten der Erste Group. In Osteuropa erreichte die Unternehmensgruppe dadurch Marktführerschaft. Zusätzlich wurde ein Vertriebsabkommen abgeschlossen, das auf mindestens 15 Jahre angelegt wurde. Diese „Preferred Partnership“ ermöglicht es beiden Unternehmen, das Kundenpotenzial des jeweils anderen zu nutzen und dessen Produkte bevorzugt zu verkaufen.
Die Finanzierung dieses Mega-Deals kam über den Kapitalmarkt. Mit einem Volumen von 1,14 Milliarden Euro war sie zu diesem Zeitpunkt die größte je von einer Versicherungsgruppe an der Wiener Börse durchgeführte Aktienplatzierung und die zweitgrößte Transaktion des Jahres 2008.
Gründung einer eigenen Rückversicherungsgesellschaft
2008 gründete die Vienna Insurance Group mit der VIG Re eine gruppeneigene Rückversicherungsgesellschaft in der Tschechischen Republik. Die Gründung der Gesellschaft mit Sitz in Prag setzte ein deutliches Signal für die Region Zentral- und Osteuropa als Kernmarkt der Vienna Insurance Group mit hervorragendem Wachstumspotenzial. Die VIG Re ist mittlerweile nicht nur für die passive Rückversicherung der VIG-Gruppe verantwortlich, sie baut kontinuierlich ihr Drittgeschäft in ganz Europa und Teilen Asiens aus. Die VIG Re verfügt seit 2009 über ein „A+“ Rating mit stabilem Ausblick von Standard & Poor's.
Neue Unternehmensstruktur
Im Jahr 2010 wurde im Rahmen der Neustrukturierung das operative Geschäft der Wiener Städtischen in Österreich von den internationalen Tätigkeiten der Holding getrennt. Die Vienna Insurance Group fungiert seither als Holding der Gruppe und ist für die strategische Ausrichtung und Steuerung der Gruppe zuständig. Sie ist auch in der Rückversicherung und im internationalen Firmengeschäft tätig. Auf diese Weise wurden transparente Strukturen und Abläufe innerhalb der Gruppe geschaffen und eine effizientere Führung ermöglicht.
Verlängerung des Kooperationsvertrags mit der Erste Group
2018 wurde der seit 2008 bestehende Kooperationsvertrag mit der Erste Group vorzeitig bis Ende 2033 verlängert. Die Kund:innen beider Institute erhalten einen breiteren Zugang zu den jeweils anderen Produkten. Im Rahmen einer Digitalisierungsoffensive wird es den Kund:innen erleichtert, rascher maßgeschneiderte Versicherungen abzuschließen. Die VIG-Gesellschaften kooperieren mit der Erste Group und Sparkassen in elf Ländern (Österreich, Tschechien, Ungarn, Slowakei, Kroatien, Rumänien, Serbien, Montenegro, Mazedonien, Bosnien-Herzegowina und Slowenien). 2017 wurde auch mit der Fusion der Bankversicherungsgesellschaften mit den lokalen Allspartenversicherungen der VIG-Gruppe in der Slowakei, Ungarn, Tschechien und Kroatien begonnen und 2018 erfolgreich abgeschlossen.
Geschäftstätigkeit auf Nordeuropa ausgeweitet
Im Jahr 2019 hat die VIG ihre Geschäftstätigkeit in Nordeuropa durch die Gründung von Zweigniederlassungen in Schweden, Norwegen und Dänemark erweitert und bietet nun über lokal etablierte Underwriter Versicherungslösungen an Großkunden an. Finnische Kunden werden im Rahmen des freien Dienstleistungsverkehrs betreut.
Weiterer Ausbau der führenden Position in Zentral- und Osteuropa
2019 übertraf die VIG erstmals die Marke von 10 Milliarden Euro Prämienvolumen. Im November 2020 unterzeichnete die VIG einen Kaufvertrag mit der niederländischen Aegon-Gruppe zum Erwerb von rund 15 Gesellschaften in Ungarn, Türkei, Polen und Rumänien. Der vereinbarte Kaufpreis betrug 830 Millionen Euro und stellt damit die zweitgrößte Transaktion in der bisherigen Geschichte der VIG dar. Mit der erfolgreichen Akquisition von Gesellschaften der Aegon in Ungarn sowie in der Türkei im Jahr 2022 stärkte die Vienna Insurance Group ihre Position als führende Versicherungsgruppe in CEE. Sie stieg zur Marktführerin auf dem ungarischen Markt auf. Im November 2022 erfolgte das Listing der VIG-Aktie auch an der Budapester Börse.
Die Entwicklung der VIG im Überblick
- 24. Dezember 1824 Gründung der „Wechselseitige k.k. privilegierte Brandschaden Versicherungs-Anstalt“ in Wien
- 1839 Start Geschäftstätigkeit der „Allgemeine wechselseitige Capitalien- und Rentenversicherungsanstalt“ in Wien
- 1898 Gründung „Städtische Kaiser Franz Joseph-Jubiläums-Lebens- und Renten-Versicherungs-Anstalt“ in Wien
- 1938 Fusion der drei Vorläufergesellschaften zu einer Gesellschaft
- 1947 firmiert die Gesellschaft unter „Wiener Städtische Wechselseitige Versicherungsanstalt“
- 1. Juni 1953 Baubeginn und 14. Juni 1955 Eröffnung des bis heute gültigen Unternehmenssitzes „Ringturm“ in Wien, Schottenring 30
- Ausbau zum Universalversicherer in den 1960iger Jahren
- 1971 Erwerb der Aktienmehrheit an der Donau Versicherung und Beginn der Mehrmarkenstrategie
- 1994 Start an der Wiener Börse
- 2008 Kooperation mit Erste Group
- 2008 Listing der VIG-Aktien an der Prager Börse
- 2010 Neustrukturierung unter der Holding und Dachmarke „Vienna Insurance Group“
- 2022 Listing der VIG-Aktien an der Budapester Börse
- Ende Oktober 1990 erste Beteiligung an „Kooperativa" in damaliger Tschechoslowakei
- 1990 Gründung InterRisk in Wiesbaden (Deutschland)
- 1996 Einstieg in den ungarischen Versicherungsmarkt
- 1998 Einstieg in den polnischen Versicherungsmarkt
- 1999 Gründung der Vienna-Life in Liechtenstein, Einstieg in den kroatischen Versicherungsmarkt, Errichtung einer Zweigniederlassung der Wiener Städtischen in Italien
- 2001 Einstieg in den rumänischen Versicherungsmarkt
- 2002 Start des Versicherungsgeschäfts in Bulgarien, Erwerb einer Beteiligung an der weißrussischen Kupala
- 2003 Start Versicherungsgeschäft in Serbien
- 2004 Aufnahme der Geschäftstätigkeit in Slowenien (Niederlassung der Wiener Städtischen) und Eintritt in den ukrainischen Versicherungsmarkt
- 2007 Markteintritte in der Türkei, Albanien, Nordmazedonien und Kosovo
- 2008 Markteintritt im Baltikum, Gründung der gruppeneigenen Rückversicherungsgesellschaft VIG Re in Prag
- 2010 Markteintritt in Montenegro
- 2011 Markteintritt in Bosnien-Herzegowina
- 2014 Markteintritt in die Republik Moldau
- 2017 VIG Re gründet Niederlassung in Frankfurt (Deutschland)
- 2018 VIG Re gründet Niederlassung in Paris (Frankreich)
-
2019 Gründungen von Niederlassungen in Nordeuropa (Dänemark, Norwegen, Schweden)
Ein Firmensitz mit Geschichte als Ort der Begegnung
Norbert Liebermann, der damalige Generaldirektor der Wiener Städtischen, fasst 1952 den Entschluss, eine neue, moderne Unternehmenszentrale zu errichten. Inspiriert von den Hochhäusern in New York soll das erste Bürohochhaus in Wien als neuer Firmensitz entstehen. Verantwortlich für den Bau und einen Teil der Innenmöblierung war der Architekt Erich Boltenstern, der prägend für den Wiederaufbau nach Kriegsende in Wien war.
In einer Rekordzeit von nur zwei Jahren wurde das erste Bürohochhaus in Wien errichtet. Im Rahmen der Rohbaugleichenfeierlichkeiten am 19. Juli 1954 tanzte das Wiener Staatsopernballett auf dem noch unfertigen Dach des Ringturms. Die feierliche Eröffnung fand am 14. Juni 1955, knapp einen Monat nach Unterzeichnung des Staatvertrags, statt. Neben Vertretern aus Politik und Wirtschaft sowie zahlreichen internationalen Gästen kamen auch viele Wienerinnen und Wiener, um das neue Wahrzeichen der Stadt zu bestaunen. Der Ringturm war ein Symbol für Modernität sowie für den Wiederaufbau und wirtschaftlichen Aufschwung Österreichs. Die damaligen Baukosten beliefen sich – inklusive Grundwert – auf insgesamt rund 73 Millionen Schilling.
Der in Stahlbeton-Skelettbauweise errichtete Bau hat eine Höhe von 73 Metern und umfasst 20 Stockwerke. Um für das neue Bürohochhaus den passenden Namen zu finden, wurde 1955 ein Wettbewerb veranstaltet. Unter mehr als 6.500 Einsendungen wurde der Name „Ringturm“ ausgewählt; der Einsender erhielt eine Geldprämie in Höhe von 2.000 Schilling.
Der Ringturm wurde im Laufe der Zeit generalsaniert und erhielt neu gestaltete Eingänge, ein Foyer mit Ausstellungszentrum und einen Veranstaltungsraum im 20. Stock. Er dient heute nicht nur als Firmensitz der Vienna Insurance Group, deren Hauptaktionär Wiener Städtische Versicherungsverein und der größten Gruppengesellschaft Wiener Städtische Versicherung. Der Ringturm versteht sich als Ort der Begegnung und der Diskussion. So finden regelmäßig diverse Veranstaltungen mit kulturellen Schwerpunkten und Architekturausstellungen im Foyer statt. Der Ringturm nimmt die Funktion des architektonischen Erbes der Region Zentral- und Osteuropa ein und ermöglicht einer breiten Öffentlichkeit regelmäßig Zugang zur Architektur jener Länder, in denen die Vienna Insurance Group tätig ist.