Im Osten viel Neues: Interview zu 20 Jahren EU-Osterweiterung

Simon Schütt
Simon Schütt 29.01.2024 5 Minuten
Insights

2024 jährt sich die EU-Osterweiterung zum 20. Mal. 2004 sind mit Estland, Lettland, Litauen, Polen, Malta, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Zypern zehn Staaten der Europäischen Union beigetreten. Mit Ausnahme von Malta und Zypern ist die Vienna Insurance Group (VIG) heute in all diesen Ländern aktiv. In sechs dieser Märkte ist sie sogar Marktführerin: im gesamten Baltikum, in der Slowakei, Tschechien und Ungarn.

Für die VIG begann ihr bis heute erfolgreiches Kapitel Osterweiterung aber bereits knapp 15 Jahre zuvor, also 1990. Im Gespräch mit Michael Köttritsch von „Die Presse“ blickt VIG-CEO Hartwig Löger in diesem Zusammenhang auf die über 30-jährige CEE-Erfolgsgeschichte der VIG zurück. Gleichzeitig sieht er weiterhin großes Potenzial für die Gruppe.

Innovationskraft durch Vielfalt
Auch in Zukunft wird die Vienna Insurance Group, die heute in 30 Ländern aktiv ist, über ihre Diversifizierung profitieren, so Hartwig Löger. Die VIG versteht sich als eine Gruppe mit regionaler Eigenverantwortung, nicht als ein zentralistischer Konzern. Die Vorstände in den einzelnen Ländern entscheiden und handeln selbstständig unter der steuernden und moderierenden Rolle der Holding. In Zukunft gelte es, die damit verbundene Kreativität und Innovationskraft noch effektiver zu nutzen, über die intensivere Zusammenarbeit noch mehr Transparenz zu schaffen und Synergien zu erzielen. Dies wird unter der strategischen Ausrichtung "CO³" zusammengefasst – ein Kürzel, das für Communication, Collaboration und Cooperation steht.

Laufende EU-Beitrittsverhandlungen positiv
Hartwig Löger sieht die laufenden Beitrittsverhandlungen der EU, etwa mit Albanien, Serbien, Montenegro und Nordmazedonien, auch als große Chancen für Versicherungen: "Mit der Integration dieser Länder kann es gelingen, eine zusätzliche Wachstumskomponente in diese Märkte zu bringen. Das betrifft auch die Ausgestaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen, die eine noch bessere Basis für weitere Investitionen legen. Unsere Erwartungshaltung ist also sehr positiv."

Das gilt auch für den neuen Beitrittskandidaten Ukraine, in der die VIG mit zwei Gesellschaften vertreten ist. Trotz des anhaltenden Kriegs konnte dort das Geschäft für die Kund:innen aufrechterhalten werden. Gelebte Kund:innenzentrierung, die durch das anhaltend hohe Engagement der Kolleg:innen in der Ukraine jeden Tag aufs Neue erlebbar wird.

Mangelnde Risikokompetenz
So unterschiedlich die Märkte, in denen die VIG tätig ist, auch sind, eines haben sie gemeinsam: Die Risikokompetenz ist nicht besonders stark ausgeprägt. Das ergab eine Umfrage der VIG, die vom Gallup-Institut in neun Ländern in Zentral- und Osteuropa, inklusive in Österreich, durchgeführt wurde. „Es ist auffallend, dass die Risikokompetenz der Menschen über alle untersuchten Länder hinweg ausgesprochen niedrig ist“, resümiert Löger. Hier sieht die VIG noch großen Aufklärungsbedarf und wird in den Ländern entsprechende Maßnahmen setzen, um das Niveau der Risikokompetenz anzuheben.

 

10.01.2024 Junge Menschen wollen leben, nicht grübeln Nächster Artikel