Winterprognose: 2024 kehrt das Wachstum nach Osteuropa zurück

Lena Paula Grießer 14.02.2024 3 Minuten
Insights

Auch wenn sich das internationale Umfeld schwierig gestaltet und große Abwärtsrisiken bestehen, haben sich die Konjunkturaussichten für 2024 in den meisten Volkswirtschaften Mittel-, Ost- und Südosteuropas (CESEE) signifikant aufgehellt – vor allem in den EU-Mitgliedern. Dies sind einige der Ergebnisse der Winterprognose 2024 des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw).

Alle Unterlagen finden Sie hier: wiiw Winterprognose 2024 

Sinkende Inflation, steigende Reallöhne und ein wieder anziehender Privatkonsum in Kombination mit bevorstehenden Leitzinssenkungen sowie die erhoffte Erholung der deutschen Wirtschaft ab Mitte des Jahres lassen die Experten des wiiw erwarten, dass das Wachstum in der CESEE-Region 2024 wieder auf Kurs kommt.

wiiw Winterprognose veröffentlicht am 30. Jänner 2024
wiiw Winterprognose veröffentlicht am 30. Jänner 2024

Für 2024 prognostiziert das wiiw den EU-Mitgliedern der CESEE-Region ein Wachstum von durchschnittlich 2,5%. Dies liegt deutlich über dem Wachstum des Vorjahres (0,6 %) und den Erwartungen für den Euroraum in diesem Jahr (0,8 %). Ein solides Wachstum über diesem Durchschnitt wird zum Beispiel für Rumänien und Polen (jeweils 3,0 %) erwartet. Die sechs Länder des westlichen Balkans werden laut wiiw-Prognose im Durchschnitt um 2,6 % und die Türkei um 3,0 % wachsen. Mit einem prognostizierten BIP-Wachstum von 3,7 % wird Moldawien unter den VIG-Ländern die größte Dynamik in der Region haben.

Leichte Erholung der kriegsgeplagten Ukraine
Die leichte Erholung der kriegsgeplagten Ukraine sollte sich mit 3,0 % BIP-Wachstum fortsetzen. Die durch geopolitische Risiken verursachten wirtschaftlichen Unsicherheiten und die Ungewissheit über die Fortsetzung der lebenswichtigen Finanzhilfen haben die wiiw-Experten jedoch veranlasst, ihre Wachstumsprognose gegenüber der letzten Prognose vom Herbst um 1,2 Prozentpunkte zu senken.

Inflation kehrt zur Normalität zurück
Für die vom wiiw analysierten VIG-Märkte wird erwartet, dass die Inflation 2024 immer noch leicht über jener der EU27-Staaten und des Euroraums liegen wird. Im Vergleich zu 2023 wird aber ein weiterer Rückgang der Inflation erwartet (mit Ausnahme von Weißrussland), der in allen betrachteten VIG-Märkten mit Ausnahme der Türkei zu einstelligen Werten führen wird. Die Inflation in den EU-Mitgliedsländern der Region wird sich im Jahr 2024 auf durchschnittlich 4,7% mehr als halbieren. In den Ländern des Westbalkans wird ein ähnlich starker Rückgang auf durchschnittlich 3,8% zu verzeichnen sein. Besonders niedrig wird die Inflation in Lettland, Litauen, Bosnien und Herzegowina sowie in der Tschechischen Republik sein, wo die Inflationsrate unter 3 % liegen wird. Insgesamt wird jedoch erwartet, dass die Inflationsraten immer noch etwas höher sein werden als vor der russischen Invasion in der Ukraine im Jahr 2022.

Ausblick
Nach vier turbulenten Jahren erwarten die Experten des wiiw, dass 2024 das Jahr sein wird, in dem sich die Dinge wieder normalisieren, zumindest für die EU-Mitglieder der Region (EU-CEE) und den westlichen Balkan. Zinssätze, Inflation und Wachstum dürften dann wieder ein wenig mehr wie vor 2020 aussehen. Trotz dieses positiven Ausblicks sieht das wiiw für 2024 auch erhebliche Abwärtsrisiken, vor allem in geopolitischer Hinsicht, insbesondere im Hinblick auf die nächste US-Administration und die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten.

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