Junge Menschen wollen leben, nicht grübeln

Wolfgang Haas
Wolfgang Haas 10.01.2024 5 Minuten
Verantwortung

„No risk, no fun“ lautet die Devise in jungen Jahren. Entdecken, ausprobieren, Spaß mit Freund:innen haben, neue Trends setzen – aber sicher nicht jeden Tag an mögliche Risiken und negative Auswirkungen auf das Leben denken. Das zeigt eine aktuelle Risikokompetenz-Studie im Auftrag der VIG. Erfahrungen mit Risiken sind bei jungen Menschen noch gering und somit hat das Risikobewusstsein keinen hohen Stellenwert in der Lebensagenda, auch wenn das Leben nicht immer nach dem Motto „Friede, Freude, Eierkuchen“ verläuft. 

Kennst du deine Risiken?
Die hohe Risikobereitschaft führt auch zu einer geringeren Einschätzung, dass Risiken eintreten. „Ich bin vorsichtig, mir passiert schon nichts.“ lautet die häufigste Antwort von 18- bis 29-Jährigen einer Studie von Gallup International im Auftrag der Vienna Insurance Group zur Risikokompetenz. Befragt wurden insgesamt 9.000 Personen in neun Ländern der CEE-Region, darunter waren rund ein Drittel zwischen 18 und 29 Jahren.

Ziel der Studie war, zu untersuchen, wie intensiv Menschen die häufigsten Risiken des modernen Lebens wahrnehmen, wie sie ihre Eintrittswahrscheinlichkeit einschätzen, mit welchen Schäden sie rechnen und ob sie über ausreichende Bewältigungsstrategien verfügen. Zur Einschätzung der Risikokompetenz wurden folgende Risiken herangezogen: Erkrankungen und Unfälle mit schwerwiegenden Folgen, Berufsunfähigkeit, Schäden am Wohnobjekt, selbstverschuldete Unfälle und Cybercrime.    

Hoffen auf Glück
Die Studie bestätigt, dass junge Erwachsene naturgemäß risikofreudiger sind. Zwei Drittel der 18- bis 29-Jährigen bekunden mittlere bis sehr hohe Risikobereitschaft. Über 60 % schätzen die Eintrittswahrscheinlichkeit von Risiken als gering ein. Mehr als ein Drittel hofft bei abgefragten Bedrohungen auf Glück, insbesondere gilt das beim Risiko von schweren Erkrankungen und Unfällen.

Aber warum sollte sich ein junger Mensch Gedanken über Risiken und deren möglichen Folgen machen, wenn er doch erst einmal sein Leben aufbauen und genießen will?

Emotional instabil
Da ist zuerst einmal die emotionale Komponente zu nennen. Die Studie zeigt, dass junge Menschen im Vergleich zu den älteren sensibler bei der Konfrontation mit Risiken reagieren. Sie haben damit keine Erfahrungen und die Vorstellung potenzieller Bedrohungen beunruhigen sie weit mehr als die älteren Generationen.

Auf der anderen Seite sind junge Menschen heute mit einer Vielzahl an Problemfeldern konfrontiert. Sie befinden sich in einer herausfordernden Lebensphase, haben noch wenig Selbstvertrauen auf Grund weniger Erfahrungen und zeigen laut Studie eine höhere Nervosität (60 %), wenn sie an ihre derzeitigen Angelegenheiten denken als „Ältere“ (49 %).

Der Staat soll zahlen 
Besonders markant ist die Tatsache, dass sich zwei Drittel der Befragten der Risiken des modernen Lebens nicht bewusst sind, somit mangelnde Risikokompetenz besitzen und daher auch meist nicht wissen, ob und wie sie gegen Risiken vorsorgen sollen. Das korreliert auch mit mangelndem Finanzwissen, das mit der häufigsten Aussage der Studie „ich kenne mich zu wenig aus, was bei Risikovorsorge zu tun ist“ unterstrichen wird. 80 % der 18- bis 29-Jährigen verfügen laut eigenen Angaben über ein niedriges bis mittelmäßiges Finanzwissen.

Einerseits machen sich junge Menschen weniger Gedanken über mögliche Risiken und andererseits liegt es am fehlenden Wissen, dafür vorzusorgen, auch wenn sie zum Teil die finanziellen Schäden als hoch einschätzen. Dann wird aber erwartet oder angenommen, dass der Staat bzw. die Gesellschaft dafür aufkommt. Aus Sicht der jungen Generation sollte die Verantwortung für die finanziellen Folgen von Schadensfällen sogar noch stärker als derzeit an den Staat delegiert werden. Der Anteil von jungen Erwachsenen, die sich auf die staatliche Unterstützung bei Schadensfällen verlassen, ist in Österreich mit 65 % am höchsten. Je höher der erwartete Schaden, desto höher die Erwartungshaltung, dass der Staat einspringt. Ein Trugschluss, der mit der Realität nicht mithält. Dazu zwei Beispiele: Wer einen Freizeitunfall mit Dauerfolgen erleidet, bekommt dafür in Österreich vom Staat keinen einzigen Cent bezahlt. Das gilt im Übrigen sowohl für Jung und Alt. Wer in jungen Jahren arbeitsunfähig wird, erhält wegen fehlender Beitragszeiten eine nur sehr geringe staatliche Mindestabsicherung.

Risikokompetenz ist eine Bildungsfrage
Die junge Generation ist auch im Hinblick auf so große Themen und Bedrohungen wie der Klimakrise besonders gefordert in der Lage zu sein, fundierte Entscheidungen im Umgang mit den daraus entstehenden Risiken zu treffen. Mehr Risikobewusstsein und eine Steigerung der Risikokompetenz wäre die Zielsetzung. Ein wirksamer Ansatz wäre die Integration von Risikokompetenz in das Bildungssystem und aktive Unterstützung durch kompetente Finanzdienstleistungspartner. Die Vienna Insurance Group hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, in ihren Märkten aktiv Maßnahmen zur Hebung der Risikokompetenz umzusetzen. Denn nur wer ausreichend Wissen besitzt, um seine Risiken zu kennen, kann diese richtig einschätzen.

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