feedback, WERTSCHÄTZUNG UND FEHLERKULTUR

Eva Schweng, EAP-Beraterin
Autor Eva Schweng Veröffentlicht 06.10.2025 Durchschnittliche Lesezeit 4 Minuten
Stichworte Karriere

„Wir plaudern nicht, wir führen Gespräche.“ Das hat mir gegolten. Neben meinem Brotberuf als Teamleiterin in einem internationalen Forschungszentrum arbeitete ich im Rahmen meiner Ausbildung zur psychologischen Beraterin in einem Pflegeheim. Ich hatte das Wort „Plaudern“ in meinem Bericht über die Begegnung mit Klient:innen verwendet. Die Reaktion meiner Vorgesetzten traf mich hart.

Gutes Feedback entspricht, so Götz und Reinhardt in Führung: Feedback auf Augenhöhe [1], eher „dem Überreichen eines Geschenkes als der Zustellung eines Paketes“. Was aber macht den Unterschied? Nicht jede Rückmeldung ist positiv, aber sie ist viel leichter zu geben und zu nehmen, wenn die Haltung stimmt.

„Wir plaudern nicht, wir führen Gespräche“, ist mir zu einem persönlichen Leitsatz geworden, auch wenn es um Feedback geht. Er hilft mir, wenn es darum geht eine Meta-Perspektive einzunehmen: In welchem System befinden sich meine Gesprächspartner:in und ich? In welchen Positionen? Welche Auswirkungen haben meine Aussagen? Und vor allem: Bin ich bereit, auch zuzuhören?

Der Satz hilft mir dabei, eine wertschätzende Haltung einzunehmen. Das heißt auch, meine Gesprächspartner:innen sowohl in ihren Rollen als auch als Menschen wahrzunehmen. Während die Rolle von mir und/oder meinen Gesprächspartner:innen als hierarchisch unterschiedlich wahrgenommen werden kann, bewegen wir uns menschlich immer auf Augenhöhe.

Der Satz regt mich dazu an, meine Botschaften klar zu formulieren. Es geht nicht um Vages oder Belangloses, es geht um spezifische, authentische Inhalte.

Schließlich möchte ich mit meinem Feedback bei meinem Gegenüber etwas erreichen: Ich möchte die Beziehung zumindest nicht gefährden, im besten Fall aber stärken. Ich möchte eine Leistung hervorheben, ein Verhalten bestärken. Ich möchte auf einen Mangel aufmerksam machen, ohne persönlich zu kränken. Ich möchte zu einer Kultur beitragen, die es erlaubt, Fehler sichtbar zu machen, ohne dass sich jemand bedroht fühlen muss.

Auch das kann Feedback: Eine Fehlerkultur schaffen, die dazu beiträgt, dass die Menschen in einer Organisation und damit auch die Organisation lernen und sich weiterentwickeln können.

1) D. Goetz und E. Reinhardt, Führung: Feedback auf Augenhöhe, essentials. Springer 2017, Wiesbaden.

Barbara Hohl, Head of VIG Human Ressources
Als HR-Managerin erlebe ich täglich, wie wertvoll offenes Feedback für uns alle ist. Für das Unternehmen ist es ein Kompass, der sichtbar macht, wo wir stehen und wo wir besser werden können. Für Mitarbeitende ist es die Chance, gehört zu werden, mitzugestalten und sich weiterzuentwickeln. Für Führungskräfte ist es ein Instrument, um zu verstehen, Orientierung zu geben und gezielt zu fördern. Feedback wirkt, wenn wir es gemeinsam leben: ehrlich im Geben, offen im Annehmen und konsequent im Umsetzen. So entstehen Transparenz, Vertrauen und eine Kultur, in der wir nicht nur nebeneinander arbeiten, sondern gemeinsam wachsen.
Barbara Hohl Head of Human Resources
08.09.2025

Grenzenlose Begegnungen: Wie Kinder und Jugendliche Europa - und Generationen - zusammenbringen

Nächster Artikel